altWie viele Kirchen im Saalekreis, so ist auch die Kirche von Zwebendorf vom Friedhof umgeben, denn auch die Verstorbenen Glieder der Gemeinde Jesu Christi bleiben Glieder am Leib Jesu.
Die Zwebendorfer Kirche wurde vermutlich um 1250 im romanischen Stil aus Porphyrbruchstein errichtet.
Wie für viele Kirchen aus jener Zeit typisch ist der rechteckige Westquerturm in der Breite des Kirchenschiffs.
Im Turm hängen drei Glocken. Die älteste und größte Glocke (Bronze) stammt aus dem Jahr 1602. 
Sie ist leider reparaturbedürftig und kann deshalb zur Zeit nicht geläutet werden.
Die beiden anderen Stahlglocken stammen aus dem Jahr 1921 und sind ein "Kriegsopferersatz" für die im ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken.

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Etwa um 1500 wurde an der Nordseite eine Sakristei mit Kreuzgewölbe angebaut, die mit dem Kirchenschiff durch eine Spitzbogentür verbunden ist.

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An der Nordwand der Sakristei befindet sich eine  Nische mit Abfluss nach außen. Das weist sie als "Piscina" aus, der Ort, wo die gottesdienstlichen Geräte gereinigt wurden.
Die Sakristei wird als Winterkirche genutzt.

 

 

Die kleinen romanischen Fenster des Kirchenschiffs wurden 1841 durch große spitzbogige Fenster ersetzt.
Alte Türgewände auf der Nordseite des Kirchenschiffs könnten darauf hinweisen, dass sich dort der ursprüngliche Eingang befunden hat.

 

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Auf dem Ostgiebel befand sich ein stark verwittertes romanisches Giebelkreuz.
Es wurde bei der Sanierung des Ostgiebels im Jahr 2010 durch ein neues Kreuz ersetzt und steht jetzt vor Witterungseinflüssen geschützt im Vorraum der Kirche.

 

 

 

Der Turmraum ist durch einen Rundbogen zum Kirchaltenschiff geöffnet.
In die Kirche und den Turmraum eingebaut wurde im 18. Jahrhundert eine hufeisenförmige Empore.
Auf ihr steht im Turmraum eine Rühlmannorgel Opus 60 aus dem Jahr 1884.
Sie wurde von August 2009 bis März 2010 grundlegend saniert.

Der barocke Kanzelaltar wurde um 1740 errichtet und im Jahr 2007 umfangreich restauriert.
Der Altartisch ist noch der ursprüngliche Blockaltar mit Sandsteinmensa. In ihn eingelassen befindet sich eine Vertiefung, vermutlich der Aufbewahrungsort für ein nicht mehr vorhandenes Reliquienbehältnis.
Bemerkenswert sind auch die Altarleuchter aus dem Jahr 1744.

Vor der Innealtnraumrestaurierung im Jahr 2007 fand eine restauratorische Befunduntersuchung statt. Dabei wurden Elemente älterer Ausmalungen der Kirche freigelegt. Diese ursprüngliche Ausmalung wiederherzustellen, hätte allerdings das Budget der Kirchengemeinde weit überschritten.
Der jetzige schlichte Farbanstrich der Emporen konserviert nun die darunter befindliche reichhaltigere Bemalung.

 

 

Chronologie größerer Baumaßnahem in jüngster Zeit:

  • 1995 wurden das Dach vom Turm und Kirchenschiff mit Biberschwänzen komplett neu eingedeckt und das Kirchenschiff mit Dachrinnen versehen.
  • 1997 wurden neue Fenster eingebaut
  • 1999 erhielt die Kirche einen neuen Außenputz (außer Ostgiebel)
  • 2001 wurde eine funkgesteuerte Turmuhreanlage installiert.
  • 2004 wurde die ganze Elektroinstallation erneuert und von Einphasen- auf Drehstrom umgestellt
  • 2004 Einbau einer neuen Eichentür am Eingang.
  • 2007 neuer Farbanstrich im Innenraum und Restaurierung des Altars
  • 2008 neuer Farbanstrich der Emporen, dem gingen restauratorische Befunduntersuchungen voraus.
  • 2009 grundhafte Sanierung der Orgel inklusive Blasebalg, neuer Innenanstrich der Sakristei
  • 2010 Außenputzerneuerung Ostgiebel, Erneuerung des Giebelkreuzes

Orgelbauer Johann Gottfried Baer - ein Sohn Zwebendorfs

Wilhelm Baer wurde 1811 als Sohn des Zwebendorfer Dorflehrers Johann Gottfried Baer gebohren. Baer erlernte bei Orgelbaumeister Johann Carl Friedrich Lochmann in Delitzsch das Orgelbauhandwerk. Kurzzeitig soll Baer dann auch bei Johann Friedrich Turley in Arbeit gestanden haben. Im Jahre 1841 heiratete Willhelm Baer die Witwe des Niemegker Instrumentenmachers Friedrich Gottlieb Lobbes, Emma Emilie Poppenburg. Im Jahre seiner Hochzeit schuf Baer auch sein erstes Werk, in der Dorfkirche zu Rädigke. Mit Gründung seiner Orgelbauwerkstatt in der Jusistenstraße 4 in Niemegk begann er auch seinen Stiefsohn Friedrich Wilhelm Lobbes in der Kunst des Orgelbaus zu unterweisen. Später wurde Lobbes fester Partner Baers.

Baer starb im Jahre 1873 im Alter von 62 Jahren an den Folgen einer lebenslangen Herz- und Lungenschwäche, wie in den Niemegker Kirchenbüchern vermerkt ist. Der Tod trat in den frühen Morgenstunden ein. Die Grabstätte Wilhelm Baers ist wahrscheinlich bei der Umsetzung des Niemegker Friedhofes verschwunden.

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Quellen

  • Die Niemegker Kirchenbücher des 19. Jahrhunderts
  • Nachlass von Alfred Schirge 72/16
  • Wikipedia Artikel Gottfried Wilhelm Baer